Nachhaltigkeitssieger: Die Wertstofftonne

Der Gelbe Sack steht in der Kritik, eine Ablösung ist aber noch nicht in Sicht

Er besteht aus dünnem Plastik, zerreißt leicht und verteilt seinen Inhalt an stürmischen Tagen gerne in Vorgärten: der Gelbe Sack. 30 Jahre nach seiner Einführung ist er schlicht nicht mehr zeitgemäß. Viele Menschen haben außerdem Verständnisschwierigkeiten: Warum dürfen Plastikverpackungen im Gelben Sack entsorgt werden, Plastikspielzeug jedoch nicht? Warum Alu-Verpackungen, aber keine Kleiderbügel? Der Grund sind nur Zuständigkeiten: Für Verpackungen ist das Duale System zuständig, zu deren Finanzierung Industrie und Handel verpflichtet sind. Für andere “stoffgleiche Nichtverpackungen” sind die Kommunen zuständig.  Im Sinne der Nachhaltigkeit sollten Verpackungen und stoffgleiche Nichtverpackungen jedoch in gleicher Weise sortiert und recyclet werden.

Die Einführung der Wertstofftonne würde gegenüber dem Gelben Sack viele Vorteile mit sich bringen. Sie kann über einen viel längeren Zeitraum genutzt werden als die empfindlichen Gelben Säcke, kann nicht reißen und bedeutet daher weniger Verschmutzung für Straßen und Umwelt. Sie fasst den Inhalt von vier prall oder sechs bis sieben durchschnittlich gefüllten Gelben Säcken.

In die Wertstofftonne dürfen nicht nur Verpackungen, sondern auch anderes Plastik und Metall entsorgt werden. Auf diese Weise wird die Sortierung des Mülls in Sortieranlagen wirtschaftlicher und das sogenannte „Downcycling“ – das Herstellen minderwertiger anstatt gleichwertiger Produkte aus Recyclingmaterial – reduziert. Außerdem verringert sich durch die Wertstofftonne der anfallende Müll für die Restmülltonne, wie die Einführung der Wertstofftonne in Darmstadt gezeigt hat. Hierdurch spart man nicht nur mühsame Fahrten zum Bauhof, sondern durch Umstieg auf eine kleinere Restmülltonne auch Geld. In Darmstadt basierte die Finanzierung der Wertstofftonne einerseits auf Spenden von Bürger*innen und Unternehmen, die sich in Umweltfragen engagierten, sowie auf einem Zuschuss der Stadt über den EAD (für Logistik und Infrastruktur).

Leider scheint es, dass sich bisher kein Bürgermeister einer andere Kommune im Kreis für die Einführung der Wertstofftonne einsetzen möchte. Mit unserem Antragsentwurf haben wir dennoch ein wichtiges Zeichen gesetzt und das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer umweltfreundlicheren Abfallentsorgung gestärkt. Wir werden uns weiterhin für eine nachhaltige Zukunft engagieren und Möglichkeiten finden, um die Umweltbelastung zu reduzieren. 

Linda Frey

Grüne Mühltal

Herumwehende, kaputte Gelbe Säcke verschmutzen die Umwelt.

Foto: Magdalena Böttger