Wir möchten die Emissionen aus unserer eigenen Gemeinde-Verwaltung so weit wie möglich senken. Da geht es um alte Ölheizungen in Bürgerhäusern, um zu viele Benziner im Fuhrpark und ungedämmte Wohnungen in Gemeindehand. Alles das muss früher oder später erledigt werden. Die Frage ist nur: Früher oder später?
Die Gemeindevertretung bremst in letzter Zeit die Verwaltung aus, was den Klimaschutz angeht. Die Politik ist für später, während die Verwaltung sich früher wünschen würde und auch Vorschläge dazu parat hat. Hier ein Beweis:

Das ist das Investitionsprogramm vom letzten Herbst. Ich habe genau durchgeschaut, welche Klimaschutzmaßnahmen drin geblieben sind und welche im Zuge der Sparbemühungen rausgefallen sind. Grün ist was im aktuellen Haushalt drin ist. Das sind drei Posten: der Neubau Feuerwehr Nieder-Beerbach, der energiemäßig top ist. Mitfahrbänke. Und Zuschüsse zu Baumaßnahmen von Vereinen (es ist zwar nicht näher beschrieben, aber ich nehme an, dass da auch Ernergiesparmaßnahmen mit drin sind).
Orange ist alles was auf „irgendwann später“ verschoben wurde. Rausgekürzt wurde leider viel mehr. Beispielsweise Sanierung der Jugendförderung, Sanierung der Wohnhäuser in der Dornwegshöhstraße und Eberstädter Straße und viele weitere kleine und große Maßnahmen.
Als dann plötzlich doch wieder etwas Geld da war, wurden nicht diese „unsexy“ Klimaschutzmaßnahmen wieder reingeplant, sondern – natürlich – das Herzensprojekt Sportplatz Traisa. Das war eine politische Entscheidung, das kam von der Gemeindevertretung, nicht aus der Verwaltung.
Genauso wie die Ablehnung des Solarparks in Frankenhausen eine Entscheidung der Politik war. Wir biegen hier irgendwie in die falsche Richtung ab.
Mein Sohn ist 9 Jahre alt und macht sich keine Sorgen um die Zukunft. Wenn ich ihn zum Klimawandel frage, sagt er: „Ach Mama, vielleicht wird doch alles gut.“
Und das ist schön. Er soll an Karate und Pokemon denken, nicht an Katastrophen irgendwann einmal.
Vielleicht wird alles gut. Es gibt von hier, wo wir stehen, verschiedene Pfade in die Zukunft.
Wenn mein Sohn 60 Jahre alt ist, haben wir vielleicht nur eine Erderwärmung von 1,5 Grad. Oder 4 Grad. Das ist der Unterschied zwischen Es sterben noch mehr Bäume ab und Wir haben regelmäßig Waldbrände bei uns. Das ist der Unterschied von 20 Hitzetage pro Jahr und 50 Hitzetagen pro Jahr. Das ist der Unterschied von häufigem Starkregen und zerstörerischem Hochwasser.
Ich würde meinem Sohn gerne sagen, dass alles gut wird. Und dass wir Erwachsenen alles dafür tun, auf dem richtigen Pfad zu bleiben.
Aber im Moment kann ich das nicht.
Dafür haben wir in der letzten Zeit zu viele Entscheidungen in die andere Richtung getroffen.
Die Gemeindevertretung hat es selbst in der Hand, welche Ziele wir angehen. Bei allen Haushaltsberatungen in den nächsten Jahren wird es immer wieder darum gehen, wieviel Geld wir für den Klimaschutz bereitstellen. Die Verwaltung hat bereits viele richtige Maßnahmen vorgeschlagen – im Investitionsprogramm und auch im Klimaschutzkonzept. Es ist an der Politik, jedes Mal mitzuziehen und die richtigen Prioritäten zu setzen.
Magdalena Böttger