Freiflächen-Solar vs. Ackerland?

In Deutschland werden auf etwa 13 % der landwirtschaftlichen Fläche Energiepflanzen angebaut, für Mühltal umgerechnet sind das etwa 140 Hektar. Energiepflanzen sind zum Beispiel Silo-Mais oder Raps, woraus Biosprit und anderes gewonnen wird. Aber ist das sinnvoll? Was wäre, wenn wir stattdessen „Strom anbauen“ würden? Ein Zahlenspiel.

Bauer A baut auf einem Hektar Land Raps an. Den Raps lässt er zu Biodiesel verarbeiten und tankt damit sein Dieselauto. Mit nach Raps duftendem Auspuff fährt er mit der Ernte eines Jahres 34.000 Kilometer weit.

Im nächsten Jahr hat sich Bauer A ein Erdgasauto zugelegt. Er baut jetzt Silomais an. Mit dem daraus erzeugten Methan tankt er sein neues Auto. Jetzt kommt er schon doppelt so weit, nämlich 66.000 Kilometer – super.

Sein Nachbar, Bauer B, hat einen Hektar Freiflächen-Photovoltaik. Mit dem Strom aus der Solaranlage lädt Bauer B sein Elektroauto auf und fährt damit 3.900.000 Kilometer weit. Drei Komma Neun Millionen Kilometer. 

Wenn beide Bauern gleichzeitig losfahren und mit stetig 100 km/h unterwegs sind, dann ist Bauer A nach 4 Wochen fertig mit seinen Kilometern und ist anderthalb mal um die Welt gefahren. Bauer B kann mit seinem Strom dann noch 4,5 Jahre weiter fahren und kommt dabei fast hundert mal um die Welt. Hoffen wir, dass er es nicht tut, sondern auch mal ausschlafen kann und den überschüssigen Strom verkauft.

Auf einer weiteren Fläche besitzt Bauer A einen Hektar schnell wachsende Bäumchen, dicht an dicht gepflanzt. Alle paar Jahre werden sie geerntet und gehäckselt. Mit den Hackschnitzeln heizt Bauer A sein Wohnhaus, und es ist so viel, dass es auch für das Haus einer Nachbarsfamilie reicht.  

Bauer B hat einen weiteren Hektar Solaranlagen. Den Strom von dort verwendet er nur zum Heizen. Er heizt damit sein Haus (mit Wärmepumpe) und 170 weitere Häuser im Dorf ebenso. Einhundertsiebzig. Das ist ungefähr halb Waschenbach. Zum Vergleich: Der Steinbruch in Waschenbach hat eine Fläche von 15 Hektar.

Man sieht: Für erneuerbare Energien sind Solar-Anlagen viel effizienter als Biosprit. Angenommen, wir würden die 140 Hektar Ackerfläche, auf denen in Mühltal statistisch Energiepflanzen stehen, stattdessen für Solar nutzen. – Dann würden wir mehr als dreimal so viel sauberen Strom erzeugen, wie die privaten Haushalte sämtlicher Mühltaler Einwohner an Strom verbrauchen. Und hätten dabei genauso viel Lebensmittel angebaut und genauso viel Weidefläche für Pferde und Kühe wie bisher. 

Die Zahlen stammen aus „Berichte über Landwirtschaft“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (Ausgabe April 2023), und eigenen Berechnungen.

Magdalena Böttger, Bündnis 90 / DIE GRÜNEN in Mühltal