Verkehrswende – was bedeutet das eigentlich?

Das Wort liest man oft. Aber was steckt eigentlich dahinter und was heißt es für uns in Mühltal?

Der übliche Benziner-PKW und Diesel-LKW stoßen klimaschädliches CO2 aus. Wie alle anderen Lebensbereiche auch, muss der Verkehr in den nächsten Jahren klimaneutral werden. 

Am einfachsten – aber auch am teuersten – wäre es, alle Autos durch (nicht allzu große) Elektro-Autos zu ersetzen. Die Technik ist inzwischen alltagstauglich. Im vergangen Jahr waren 10% der neu zugelassenen PKW e-Autos. (Quelle) Für 2021 wird bereits ein Anteil von über 20% erwartet. (Quelle)

In Mühltal haben viele Autobesitzer die Möglichkeit, ihr Auto in der eigenen Garage oder Hofeinfahrt zu laden. Elektroautos können über Nacht an der ganz normalen Steckdose geladen werden. Soll es schneller gehen, installiert man eine “Wallbox” für ca. 1000€. Zur Zeit gibt es dafür sogar einen Zuschuss vom Bund in Höhe von 900€! (Link) Für Nutzer von Straßenparkplätzen existieren bisher in ganz Mühltal nur 2 öffentliche Ladesäulen. (Quelle) Die Gemeinde muss hier dringend weiter ausbauen.

Hätten Sie es gewusst? Ein Elektroauto verbraucht ca. 15kWh elektrischen Strom auf 100km. Das entspricht ungefähr 2 Vollbädern, wenn Warmwasser mit Strom gemacht wird (z.B. mit Boiler oder Durchlauferhitzer).Pro Tag liegt die durchschnittliche Fahrstrecke mit PKW in Deutschland bei ca. 35km. Damit beträgt der zusätzliche Strombedarf im Durchschnitt pro Tag nur bei ca. 5 KWh pro PKW. Also in etwa soviel wir einmal Duschen oder sparsam Baden. Das stellt für die Versorgung in Deutschland schon jetzt kein Problem dar.

Natürlich ist es nicht besonders umweltfreundlich oder sinnvoll, alle Verbrenner-Autos zu verschrotten, und dafür ebensoviele Elektroautos zu produzieren. Auch das kostet Rohstoffe und Energie. Eine große Chance bietet sich, wenn wir den Autoverkehr insgesamt reduzieren, und dafür den Verkehr zu Fuß und per Rad stärken. Die vielen Autos verstopfen unsere Straßen und veröden die Dörfer. Man ist schneller 5 Kilometer zum Rewe gefahren als 500 Meter zum Bäcker gelaufen. 

Darmstadt hat es innerhalb nur eines Jahres geschafft, den Radverkehr von 17% auf 22% zu steigern. Ziel sind 30% im Jahr 2030. Wichtig für diesen Erfolg war das Schaffen von vielen, sicheren Radwegen. 

Mühltal ist mit seinen Hügeln und den weiten Wegen eine Herausforderung für das Radfahren im Alltag. Aber mit den neuen E-Bikes ändert sich das ganz schnell. Das gibt wieder Möglichkeiten für Fahrer, die nicht mehr so viel Ausdauer haben, und für Pendler, die nicht verschwitzt im Büro ankommen wollen. Jetzt muss der öffentliche Ausbau der Radwege mit diesem Trend mithalten.

Bus und Bahn gehören normalerweise auch zur Verkehrswende. Bei uns im ländlichen Raum, wo alles weit auseinander liegt, ist es aber immer schwierig, eine gute Auslastung und einen dichten Takt hinzubekommen. Vor allem, wenn alle “sowieso” ein Auto haben. Dadurch sind im Einzelfall die Kosten für Benzin im Vergleich immer günstiger als das Busticket. Hier liegt unsere Chance eher im Car-Sharing und in Mitfahrangeboten. Diese können heutzutage schnell per App angefordert, organisiert und bezahlt werden. 

Stellen Sie sich vor: Eine Familie unterhält heute zwei Autos, die kosten Steuern, Versicherung, Werkstatt. Ein Auto steht in der Garage, das andere an der Straße. 

In Zukunft reicht dieser Familie ein Elektro-Auto. Außerdem nutzt sie zwei e-Bikes und gelegentlich Car-Sharing. Der Straßen-Parkplatz ist jetzt frei, die Umwelt wird geschont und die Familie hat jeden Monat mehr Geld auf dem Konto.

Die Voraussetzungen sind: Bessere Radwege, eine gute Ladeinfrastruktur und günstiger öffentlicher Nahverkehr bzw. Car-Sharing. 

Text: Wilfried Hahn & Magdalena Böttger

Bild: MichaelGaida

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